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anamorphic - Bilder in die breite ziehen

In diesem Blogpost möchte ich eine Einführung in das anamorphische Format geben.

Was ist Anamorphisch? So würde die klassische Schulpräsentation über dieses Thema anfangen. Wahrscheinlich hätte ich mich auch erst am vorherigen Abend richtig darüber informiert. Aber glücklicherweise ist es ein Thema, mit dem ich mich Jahre lang auseinander gesetzt habe. Es gibt also keinen Grund besorgt zu sein, dass das hier peinlich und mit schwitzigen Händen endet.
Ich fange mal anders an. Mir wurde genau diese Frage gestellt. “Yo, was ist anamorphisch Bruder?” Okay, vielleicht nicht ganz genau in diesem Ton, aber bei meinem Versuch, die bestmögliche Antwort zu geben, habe ich mich entschlossen es einfach zu googeln. Und bei meiner schnellen und präzisen Recherche, bin ich dann jedoch nur auf die Definition der anamorphischen Kunst gestoßen. Naja zumindest nicht das, woran ich gedacht hatte.

Das Adjektiv anamorph (Aussprache: [anaˈmɔrf], sinngemäß „umgestaltet“ von griechisch: ana „herauf“, „auf“; morphae „Form, Gestalt“) bezeichnet den gegenüber dem Original verzerrten Zustand eines Bildes.

In dieser Kunstform geht es darum, dass ein Bild nur im richtigen Blickwinkel einen Sinn ergibt. Ansonsten ist es verzerrt.

Aber das ist nicht woran ich dachte. Ich dachte an das anamorphische Filmformat. Leuten die mich kennen, ist sicherlich bewusst, dass ich ein hoffnungsvoller Romantiker in dieser Hinsicht bin.

Die Einführung des Fernsehens in die Haushalte der Menschen führte dazu, dass Kinos immer weniger besucht wurden. Die Lösung, die Leute von ihren winzigen Fernsehern wegzureißen, war die Kinoleinwand weiter zu vergrößern. Okay, nicht nur das alleine war die Ambition hinter dem Format. Angetrieben war sie durch eine ähnliche Ambition, der bereits Künstler zu Renaissance Zeiten nach strebten — das Gefühl von Realität. Das Kino suchte nach einem Ansporn die Menschen mehr in das Medium der Filme hineinzuziehen. Einer der Versuche war 3D (der erste 3D Film kam in den 1950ern raus, aber dazu mehr in einem anderen Post). Das Anamorphische Format hat sich an dem Sehverhalten der Menschen orientiert. Wenn man ein normaler Mensch ist (Achtung, falls die folgenden Aspekte nicht zu dir passen sollten, bist du vielleicht nicht menschlich oder solltest echt zum Augenarzt gehen), ist das periphere Sehvermögen auf der Horizontalen breiter als auf der vertikalen.

Höchstwahrscheinlich ist das ein Überbleibsel unseres animalischen Daseins, als wir unser Essen nicht im Supermarkt gejagt haben.
Das ist vielleicht das Hauptargument für das Anamorphische Format.

Ich fasse an dieser Stelle kurz den Gedanken des Anamorphischen Formates zusammen (und ja, jedes Lehrpersonal hätte mich schon für den Aufbau dieses Blog Posts nach Hause geschickt:

Ohne auf technische Details einzugehen, ist der Gedanke hinter dem anamorphischen Filmverfahren folgender: Die Konstruktionsweise der Linse ermöglichte es dem Kameramann mehr in der Horizontalen aufzunehmen. Dies war vor allem von besonderem Interesse, als es noch keinen Kampf um Megapixel gab, sondern um Filmformate. Während der Aufnahme einer Szene über eine anamorphische Linse, wirkte das Bild in die Höhe gestreckt. Ausgestrahlt wurde der Film dann auf einem Projektor, der ebenfalls eine amorphische Linse vorgeschraubt hatte. Dies führte dazu, dass das Bild jetzt in die Breite gestreckt wurde.

Ein Film im anamorphischen Format hat meistens ein Seitenverhältnis von 2:35:1 oder 2,4:1 (in seltenen Fällen 2,66:1). Natürlich gibt es noch weitere anamorphische Formate, die jedoch nur ein Resultat von Ausgangsfilmformat/-sensorformat und der Multiplikation des Streckfromats der anamorphischen Linse ist.

Das, in der oben genannten Definition erwähnte “verzerren” des Bildes führt dazu, dass das anamorphische Filmformat oftmals für Traumszenen oder insgesamt träumerische Szenarien benutzt wird. Ein sehr unauffälliges Beispiel ist in HBO's Serie Westworld in Staffel 2, als der Charakter Bernard in die Cradle (eine Computersimulation so zusagen) eintaucht.

Ein wichtiger Punkt, der bei anamorphischen Filmen zu beachten ist, ist, dass der Zuschauer am besten einen bestimmten Abstand zur Leinwand haben sollte und so weit es geht das Blickfeld des Betrachters eingenommen werden sollte, um den perfekten Effekt zu erzielen.

Im Folgenden eine Liste an Filmen die anamorphisch gedreht wurden:

  • Blade Runner

  • Ex Machinima

  • Inception

  • Alien

  • The Dark Knight Trilogie

  • The Batman (Matt Reeves)

  • Moonlight

  • There Will Be Blood

  • La La Land

  • Star Wars

  • Mad Max

Die Liste geht eigentlich noch endlos weiter…

Für alle die im anamorphischen format fotografieren oder filmen wollten, hatten leider nur zwei Optionen. Entweder einen Adapter kaufen und ein Setup selber zusammen basteln oder bei Arri oder anderen Verleihhäusern Objektive mieten.

Sirui, Blazar (Great Joy), Iowa haben die anamorphische Revolution angekurbelt und Objektive produziert die unter 2000€ zu erwerben sind.